Absurd-groteskes kommentiert


Kommentar 2014-11-15

Apple - wertvoller als Russlands Aktienmarkt:

"Sollte Apple einem einzelnen Menschen komplett gehören, hätte er eine interessante Möglichkeit - er könnte alle Aktien verkaufen und von dem Erlös sämtliche börsengehandelten Unternehmen Russlands kaufen. 

Auf diese Option weist die Finanznachrichtenagentur Bloomberg hin. Demzufolge waren Russlands börsennotierte Unternehmen zum Stichtag 12. November 531 Milliarden Dollar wert und damit 234 Milliarden Dollar weniger als zu Jahresbeginn. Im selben Zeitraum stieg Apples Marktkapitalisierung um 147 Milliarden auf 652 Milliarden Dollar."

Eine Firma, die nicht einmal in der Lage ist, ihre eigenen Produkte zu produzieren, soll mehr wert sein als Börsen-Russland mit riesigen Bodenschätzen und sonstigen Ressourcen?

In wirtschaftlicher Hinsicht mag das eine Skurrilität eines sich ad absurdum führenden Kapitalismus sein.

In gesellschaftlicher Hinsicht zeigt es, wie sehr heutzutage das Reale, das Konkrete durch Namen, Marken, durch "brands generated by marketing and public relations" verschleiert wird.

Zudem ist der Marktwert eines Unternehmens eine äusserst fragwürdige Angelegenheit. Was würde denn beim Versuch der Apple-Aktionärsschaft passieren, gemeinsam ihren Konzern gegen Börsen-Russland einzutauschen? ­–– Die Apple-Aktie würde ins bodenlose fallen, und das bei explodierender Bewertung von Russland-Aktien!


Kommentar 2016-10-03

 Ein sehr vernünftiger Artikel zur gegenwärtigen, ziemlich absurd-grotesken Wirtschaftskrise, Was steckt hinter dem Drama um die Deutsche Bank?, Ernst Wolff:

Bei dieser unverhüllten Drohung [Rekordstrafe in Höhe von $14 Mrd.] dürfte es sich um eine Antwort der USA auf die Ende August von der EU-Kommission wegen Steuerbetrugs gegen den US-Großkonzern Apple verhängte Strafe in Höhe von 13 Mrd. Euro handeln.

Interessanter Gedanke!

Das aber werden Politiker – das lehrt die Geschichte – auf jeden Fall zu verhindern versuchen, und zwar auf eine altbewährte Art: Durch das Entfachen von Kriegen.

Mit dem Geld ist es wie mit dem Wasser, das sich natürlicherweise immer stärker dort ansammelt, wo schon viel Wasser ist, d.h. über Rinnsale und Bäche bis hin zu grossen Flüssen, Seen und Meeren. Vernünftige und gerechte Bereitstellung von Wasser ist somit nur möglich, wenn es von dort, wo es sich im Überfluss ansammelt, dorthin transferiert wird, wo es fehlt.

Das gleiche gilt für Geld (zumindest unter den gegenwärtigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen): Es fliesst meist dorthin, wo schon viel Geld ist, und von dort weg, wo es fehlt ist. Das kann offensichtlich immer nur eine begrenzte Zeit lang gut gehen, denn irgendwann werden die Spannungen zwischen Schulden und Guthaben untragbar. Offensichtlich ist die typische Lösung der Vergangenheit Krieg mit darauf folgendem wirtschaftlichen Neubeginn.

Unter der leider unwahrscheinlichen Prämisse von etwas Vernunft und gutem Willen liessen sich die Probleme des gegenwärtigen Finanzsystems leicht lösen. So stehen z.B. bei Derivaten riesigen Verlusten riesige Gewinne gegenüber, und Gesetze über Zahlungsverpflichtungen bei Derivaten lassen sich ja ändern. Und wenn wir von all denen die durch dieses kranke Finanzsystem reich geworden sind (z.B. von ehemaligen Bank-Managern) einen Teil ihres Reichtums zurückbekämen, dann liessen sich schon viele Probleme lösen.

Der Versuch jedoch, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, ihnen alles zu nehmen oder gar zu bestrafen, dürfte aber nur die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass auch diese Finanzkrise wieder mit Krieg gelöst wird, was bei moderner Waffentechnologie und unserer Gewöhnung an fliessendes Wasser, Strom und Heizung äusserst unangenehm werden dürfte.

Wir dürfen aber auch nicht den Gedanken der Evolution ausser Acht lassen. Nicht umsonst heisst es z.B. "Krieg ist der Vater aller Gedanken" oder "Not macht erfinderisch". Nur wenn es uns gelingt, die (so zynisch es klingt) kreative Kraft von Krieg und Zerstörung durch etwas anderes zu ersetzen, kann es uns gelingen, den Zyklus aus Krieg und wirtschaftlichem Neubeginn zu durchbrechen.


© - Wolfgang G. Gasser – No rights reserved – 2016-10-03