Zufall und Wahrscheinlichkeit
Der Entropiesatz ist eine Folge eines Weltbilds, wo nur blinder Zufall die Welt regiert. Die Ordnung eines komplexen Systems kann nur abnehmen, wenn das Verhalten der Teile des Systems nur vom Zufall abhängt. Eine grosse Schwäche moderner Wissenschaft ist die Unfähigkeit, realistisch mit Wahrscheinlichkeiten umzugehen. Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung haben zwar viele umfangreiche mathematische Theorien hervorgebracht, aber bei der Anwendung wahrscheinlichkeitstheoretischer Überlegungen auf konkrete Probleme z.B. der Evolutionstheorie, Biochemie oder Medizin sind Glaubenssätze oft wichtiger als empirische Fakten und logisches Denken.
Einfache Überlegungen zur Wahrscheinlichkeit sprechen gegen den (modernen) Darwinismus als Erklärung der Evolution. Schon die Wahrscheinlichkeit, mit 100 Würfeln gleichzeitig sechs zu würfeln, ist so klein, dass wir ausschliessen können, dass dies unter folgenden Bedingungen hätte erreicht werden können: Seit dem Erstarren der Erdoberfläche wäre es jede Sekunde auf jedem Quadratmeter versucht worden. Es spielt auch keine Rolle, wenn wir annehmen, es wäre in gleicher Weise auf je 10 Planeten von je 10 Milliarden Sonnen von 10 Milliarden Galaxien versucht worden.
Die einfachsten Bakterien oder Viren sind so komplex, dass die Wahrscheinlichkeit für ihr zufälliges Entstehen, selbst wenn alle chemischen Bestandteile in optimaler Zusammensetzung vorhanden sind, unvergleichlich kleiner ist als die im Beispiel der 100 Würfel. Das Prinzip, durch welches ein solches zufälliges Entstehen trotzdem als möglich gedacht werden kann, lässt sich am Beispiel der 100 Würfel aufzeigen: Wenn man annimmt, dass mit jedem Würfel, mit dem einmal sechs gewürfelt wurde, danach immer sechs gewürfelt wird, erreicht man das Ziel schon nach etwa 30 Versuchen. Man kann sich verschiedene Modelle ausdenken, die es möglich machen, das Ziel der 100 gewürfelten Sechser zu erreichen, aber alle beinhalten ein finales Prinzip: Sie schränken den Zufall im Modell so ein, dass das Resultat, zu dessen Erklärung das Modell dienen soll, als wahrscheinlich gedacht werden kann.
Wenn nicht geleugnet werden kann, dass die Wahrscheinlichkeit für zufälliges Entstehen eines Systems (z.B. eines reproduktionsfähigen Organismus) unrealistisch klein ist, wird das System so lange in Teilsysteme zerlegt, bis man bei solchen anlangt, deren zufälliges Entstehen realistisch ist. Aber dass man für das ganze System die Wahrscheinlichkeiten für das Entstehen aller (Teil-) Systeme aus ihren jeweiligen Teilsystemen miteinander multiplizieren muss, wird ignoriert. Kausal-reduktionistisch ist sicher nicht erklärbar, dass für das Ganze sinnvolle Teilsysteme, die zufällig entstanden sind, sich zwangsläufig vermehren anstatt zu zerfallen.
In der künstlichen Intelligenz wurden ähnliche Annahmen, wie sie im Darwinismus gemacht werden, durch die Praxis widerlegt. Das exponentielle Wachstum der Kombinationen macht es schon für relativ einfache Probleme unmöglich, eine Lösung durch zielloses Probieren zu finden. Ob ein Computer einen Tag oder 10 Milliarden Computer je 10 Milliarden Jahre Zeit dazu hätten, ist oft irrelevant. Das Problem, einen reproduktionsfähigen Organismus zu schaffen, ist aber alles andere als relativ einfach. Alle reduktionistischen Erklärungen der Evolution sind falsch. Entweder wird die Wahrscheinlichkeit des Auftretens komplexer Strukturen völlig unrealistisch eingeschätzt oder es gibt versteckte finale Prinzipien.
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