Psychonen und ihre Evolution
Wenn man eine Taschenlampe anzündet, erscheinen Photonen. Es gibt aber keine Photonen in der Taschenlampe, so wie es Kugeln in einem Gewehr gibt. Während die notwendige Energie aktual in der Taschenlampe vorhanden ist, sind die Einheiten, die jeweils ein Energiequantum in Form eines Photons organisieren können, nur potentiell vorhanden. Solche nicht-materiellen Einheiten sollen Psychonen heissen. Es gibt eine Kontinuität von primitiven Psychonen, die Elementarteilchen beseelen, bis hin zu menschlichen Psychonen (Seelen), die sich im Laufe der Evolution aus primitiven Psychonen entwickelt haben.
Damit ein Mensch geboren werden kann, wird u.a. eine menschliche Seele benötigt, die sich im Laufe der Evolution durch Metempsychose (Seelenwanderung) entwickelt hat. Menschliche Seelen werden mit erhöhter Wahrscheinlichkeit in einem ähnlichen Umfeld wiedergeboren. Diese Umfeldkontinuität kann beim Menschen problemlos empirisch überprüft werden (z.B. anhand von Menschen mit ausgeprägten, seltenen Eigenschaften) und zeigt sich z.B. darin, dass Menschen vielfach Kontakt mit Menschen haben, die sie aus früheren Leben kennen. Die Umfeldkontinuität gilt auch bei tierischen Seelen und trägt dazu bei, dass sich eine Tierart in mehrere Unterarten aufspalten kann. Die Annahme liegt nahe, dass die Umfeldkontinuität nicht nur für menschliche und tierische Seelen, sondern für alle Psychonen gilt.
Psychonen sind die Einheiten, die der Evolution unterliegen. Was hätte es für Gene oder Lebewesen für einen Sinn, wenn diese nichts als tote Materie wären, nach Vermehrung zu streben und gleichzeitig durch evolutionäre Anpassung und Weiterentwicklung die eigene Identität zu verlieren? Psychonen behalten während der evolutionären Entwicklung (so wie menschliche Seelen während der ontogenetischen) die eigene Identität. Wir alle dürften eine Entwicklung durchgemacht haben, die als Elementarteilchen begonnen hat und in deren Verlauf wir Atome, Moleküle, Enzyme, Zellen, primitive Vielzeller, Fische, primitive Landtiere, Affen, Urmenschen und unsere Vorfahren beseelten. Der Tod ist Voraussetzung für Geburt und Evolution.
Psychonen sind unteilbare Einheiten, Materie ist aber in den meisten Fällen teilbar. Enzyme können sich zu einem Enzymkomplex zusammenlagern, der dann an einen Zielort in der Zelle wandert und dort die Arbeit aufnimmt. Es stellt sich die Frage, ob es ein Psychon für den ganzen Komplex gibt oder ob es für alle beteiligten Enzyme eigene Psychonen gibt. Diese Frage stellt sich auf allen Komplexitätsebenen. Proteine bestehen vielfach aus Teilen, die bei der Proteinfaltung sehr schnell eine bestimmte Form annehmen, während das ganze Protein langsam reift. Proteinteile bestehen aus Aminosäuren und diese aus Atomgruppen und Atomen, die wiederum zusammengesetzt sind.
Welche Komplexe jeweils von einem Psychon koordiniert und dominiert werden, dürfte empirisch nicht immer feststellbar sein. Analoge Probleme treten bei Gruppen und hierarchischen Systemen von Menschen auf. So ist für Zuhörer nicht immer feststellbar, ob die Interpretation einer Musikgruppe von allen Mitgliedern oder nur von einem bestimmt wird. Je grösser Musikgruppen werden, desto notwendiger wird eine übergeordnete Koordinierung. Bei einem kleinen Orchester kann diese Funktion von einem Orchestermitglied übernommen werden. Durch Vergrösserung der Orchester und Spezialisierung sind reine Dirigenten entstanden.
Für ein Konzert mit mehreren Orchestern, die jeweils einen eigenen Dirigenten haben, gibt es verschiedene Varianten. 1) Die Dirigenten können sich gegenseitig und die jeweils eigenen Musiker koordinieren. 2) Einer der Dirigenten kann neben den eigenen Musikern auch die anderen Dirigenten koordinieren. 3) Einer der Dirigenten kann neben den eigenen auch die Musiker der anderen Orchester koordinieren und deren Dirigenten frei machen. 4) Einer der bisherigen Dirigenten kann die Koordinierung von nur Dirigenten übernehmen, wenn einer seiner bisherigen Musiker die freiwerdende Funktion des Dirigenten übernimmt. 5) Ein Spezialist von aussen kann die Koordinierung der Dirigenten übernehmen. 6) Ein Spezialist von aussen kann die Koordinierung der Musiker aller Orchester übernehmen und alle Dirigenten frei machen.
Alle diese Varianten dürften bei Psychonen vorkommen. Auch Beziehungen analog zu der zwischen Pferd und Reiter oder zwischen Hirt, Hund und Herde dürften auf allen Komplexitätsebenen vorkommen. Ein RNA-Nukleotid besteht aus drei Teilen, die evolutionär älter sind als das ganze Nukleotid: RNA-Base, Ribose und Kette von Phosphatgruppen. RNA-Nukleotide haben viele Funktionen. So werden Prozesse in der Zelle von RNA-Nukleotiden mit Energie versorgt. Es ist wahrscheinlich, dass dieselben Moleküle von verschiedenen Psychonentypen beseelt werden können. Es ist die Umfeldkontinuität, die für Ordnung sorgt. Bei Psychonen, die Moleküle dieser Komplexitätsebene beseelen, dürfte der Unterschied zwischen Inaktivität und Tod verschwinden. (Bei Menschen ist die Verknüpfung der Seele mit dem Körper und dessen Psychonen so komplex, dass sie nur während der Ontogenese aufgebaut werden kann.)
Beim Heranreifen eines Proteins aus der entsprechenden Aminosäuresequenz kann folgendes passieren: <In wichtigen (wahrscheinlich evolutionär älteren) Sequenzen werden Aminosäuren aktiv, d.h. sie werden beseelt. Aufgrund der Umfeldkontinuität sind das nicht beliebige Psychonen, sondern solche, die dasselbe Protein (oder dieselbe Sequenz bei verschiedenen Proteinen) schon vielfach aufgebaut haben. Diese Psychonen bauen Proteinteile auf, die dabei als ganze von neuen Psychonen beseelt werden können. Die Proteinteile bauen dann das fertige Protein auf, das dabei wieder von einem neuen Psychon beseelt werden kann.> So wird auch verständlich, dass sich aus RNA-Sequenzen Teile (Intronen) selbstständig herausschneiden oder dass DNA-Rekombinationsvorgänge so geordnet ablaufen.
Im Laufe der Evolution haben von Psychonen beseelte Moleküle sich immer wieder zu grösseren Einheiten zusammengeschlossen. Beseelte Moleküle, so auch Aminosäuren und Nukleotide, dürften irgendwann begonnen haben, Ketten zu bilden. Durch Spezialisierung entstanden Psychonen, die solche Ketten dominierten. Proteine sind denkbar, die sich dadurch vermehren, dass sie das eigene Kettenende solange mit entsprechenden Aminosäuren verlängern, bis daraus ein weiteres identisches Protein wird, das sich dann abspaltet. Vermehrung durch Basenpaarung ist schon effizienter. Die Erfindung der Translation, die eine komplexe Symbiose verschiedener ribosomaler Psychonen darstellt, war sicher einer der wesentlichsten Schritte auf dem Weg zu höheren Lebensformen.
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